Und endlich wird es still

Ich habe es schon immer verabscheut, im Mittelpunkt zu stehen. Seit die Journaille dahinter gekommen ist, was damals geschehen ist und ihre haarsträubenden Schlu¨sse gezogen hat, gibt es kein Halten mehr. Die Geschichte mit Valerie macht wieder Schlagzeilen. Nicht nur in den Revolverblättern wird der Skandal genu¨sslich ausgewalzt. Das staatliche Fernsehen zeigt jahrzehntealte Schwarz-Weiß-Videos, unterlegt mit Kommentaren, die so korrekt und gendergerecht sind, dass man kotzen möchte. Der Kunstmarkt ist im Aufruhr. Angeblich haben sich meine Arbeiten noch nie so gut verkauft. Die Kunstgurus sehen sich allerdings gezwungen, meine Biografie neu zu schreiben. Sie sind begeistert. Zweitklassige Schmierfinken heucheln Mitgefu¨hl und Verständnis. Das ist fast noch schlimmer als der versteckte Hass, den sie kaum verbergen können. Sie suhlen sich in dem Dreck, den sie selbst aufgewu¨hlt haben. Natu¨rlich ist nicht alles erstunken und erlogen, was sich die Schreiberlinge aus den Fingern saugen. Dabei bekomme ich nur einen Bruchteil von dem mit, was sich da draußen abspielt. Man lässt mich weder Zeitung lesen noch die Nachrichten im Fernsehen schauen. Aber ich schnappe genug auf, um mir ein Bild zu machen. Es wimmelt von Geru¨chten. Von Verdächtigungen. Von Halbwahrheiten. Von u¨blen, hetzerischen Verzerrungen. Vor ein paar Jahren wurde im Alten Theater in Laxenburg mein Museum eröffnet – was fu¨r ein Euphemismus! Ich kann froh sein, dass es am Arsch der Welt liegt, wohin sich normalerweise nur Gelsen-Schwärme verirren. Natu¨rlich bin auch ich nicht immun gegen Anerkennung. Ich konnte sie nur nie genießen! Warum verleiht man mir nicht einfach all diese Preise und lässt mich in Ruhe?! Aber nein! Sie tun, als wäre ich ihr Privateigentum. Als wäre es ihr gottgegebenes Recht, mich den Schweinen zum Fraß vorzuwerfen In diesem Roman geht es um einen Künstler, der eine Persönlichkeitsstörung hat.