Zum Hauptinhalt springen Zur Suche springen Zur Hauptnavigation springen
Haben Sie Fragen? Einfach anrufen, wir helfen gerne: Tel. 089/210233-0
oder besuchen Sie unser Ladengeschäft in der Pacellistraße 5 (Maxburg) 80333 München
+++ Versandkostenfreie Lieferung innerhalb Deutschlands
Haben Sie Fragen? Tel. 089/210233-0

Sommer 67

19,90 €*

Versandkostenfrei

Produktnummer: 18521ccf8f602444508aaa4fe4e6804de9
Autor: Richter-Kariger, Alexander
Themengebiete: 1960er Jahre Alkohol Bauingenieurswesen Beatmusik DDR DDR-Jugend Oberschule
Veröffentlichungsdatum: 07.02.2025
EAN: 9783932805905
Auflage: 1
Sprache: Deutsch
Seitenzahl: 300
Produktart: Kartoniert / Broschiert
Verlag: firstminute
Untertitel: Gesichter der DDR - Band eins der Romanreihe
Produktinformationen "Sommer 67"
Sie gingen schweigend bis zum Treppenabsatz. Petra Schnitter stand dort. Ihr Gesicht war feuerrot, die Haare lagen ungeordnet, Tränen liefen über die Wangen. Jansen stieß den L. an, er raunte: „Das sieht nicht gut aus. Sie war in der zweiten Kommission. Da prüft Kösselmann, sie wird rote Lola genannt.“ Sie mussten die Petra nicht fragen, sie war aufgeregt, aufgelöst, sie gab von sich aus Auskunft: „Ich bin durchgerasselt. Vor zehn Minuten bin ich rausgekommen. Ich bin total erledigt. Dieser widerliche, rothaarige Drachen. Sowas nennt sich also Professorin.“ Sie starrte den L. durch einen dicken Tränenschleier an. „Weißt du, was die mich gefragt hat? ‚Erklären Sie die historisch logische Bedeutung des zweiten Bandes des Kapitals‘. Als ob ich jemals im Leben was davon gehört hätte.“ Sie wischte mit dem rechten Handrücken über das Gesicht und verschmierte die Tränen. Zugleich schluchzte sie auf. Der L. hatte das Bedürfnis, sie zu umarmen und mit netten Worten zu trösten. Es mochte sein, dass sie es erwartete. Er tat es nicht. Hier kamen alleweil Leute an ihnen vorbei, und vor dem Fakultätsgebäude wartete Katrin. Und kaum dass die Begeisterten von der Baracke Besitz er-griffen hatten, entwickelte sich eine vordem ungeahnte Be-triebsamkeit. Weitere Jugendliche fanden sich ein, neue Schlösser wurden montiert, Wände herausgerissen, um einen Raum zum Tanzen zu haben, Geld für einen Plattenspieler wurde gesammelt. Ein Podest wurde hergerichtet, auf dem die Amateurband, die man aus dem Nichts gegründet hatte, üben und später auftreten sollte. Und: Schallplatten mussten zusammengetragen werden. Jede nur entfernte Verbindung in den Westen wurde – allerdings mit unterschiedlichem Erfolg – mobilisiert und auch aus den Bruderländern dieses und jenes an schwarzen Scheiben herbeiorganisiert. Dann kamen die Musikinstrumente. Zwei Gitarren, eine davon selbstgebastelt und mit heimlich von einer Baustelle stibitzten Farbresten überlackiert und einer Vignette versehen, die – wenn auch nur annähernd – das Konterfei von Mick Jagger abbildete. Ein beuliges Saxophon war aufgetaucht, drei Trommeln samt Stöcken, die man aus den Übungsräumen des sozialistischen Jungspielmannszuges im Leipziger Pionierhaus entwendet hatte, ein Kinderxylophon, eine abgenutzte Geige und eine Balalaika, die ein gewisser Kuckuck, ein weit entfernter Cousin von Ines, besorgt hatte. Kuckuck war trotz seines enormen Alters von 22 Jahren vom illegalen Jugendclub hellauf begeistert, er war Student an der Schauspielschule und litt ganz und gar nicht an mangelndem Selbstbewusstsein. Die Balalaika wurde von den Jugendlichen zur Dauerleihgabe des Theaterfundus erklärt und diente der speziellen Belustigung der Beat-Fans. Es war Kuckuck, der das Instrument bei besonders guter Laune ergriff und wahllos an dessen drei Saiten zupfte, wobei er unter dem entzückten Geschrei der Anwesenden manch beliebten englischsprachigen Hit ansatzweise in russischer Sprache vortrug, etwa Manfred Mann mit „Ha, ha said the clown“ als „Ga, ga, skasal Kloyn, kogda on ...“ oder „Da, ja lublju moja djewuschka i ona lubit mne“ von Casey Jones and the governors. Er kam wegen seiner man-gelhaften Kenntnis der russischen Sprache selten über die Anfangszeile hinaus, erntete jedoch den ungeteilten, anhal-tenden Beifall der Jugendlichen. Nebenher hatte jemand zwei Lautsprecher mit vollen acht Watt aufgetan, so dass der Beat bei offenstehender Tür und geöffnetem Fenster bis in den Hof dringen konnte.
Bücherregal gefüllt mit juristischen Werken

Sie möchten lieber vor Ort einkaufen?

Sie haben Fragen zu diesem oder anderen Produkten oder möchten einfach gerne analog im Laden stöbern? Wir sind gerne für Sie da und beraten Sie auch telefonisch.

Juristische Fachbuchhandlung
Georg Blendl

Parcellistraße 5 (Maxburg)
8033 München

Montag - Freitag: 8:15 -18 Uhr
Samstags geschlossen