SEKUNDENBRUCH AUF STRASSE 4
Kreuz, Walter
Produktnummer:
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Autor: | Kreuz, Walter |
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Themengebiete: | Entschleunigung, Stille, Innehalten Naherfahrung, Sinneserfahrung, Gentrifizierung, Zeit, Zeitwahrnehmung, Verlangsamung, Stadt, Stadtraum, Stadterfahrung, Stadtbild, Stadterneuerung, Stadtplanung, Stadtbeschreibung, Stadtpoesie, Wahrnehmung, Eigenwahrnehmung, Wahrnehmungsraum, Öffentlicher Raum, Verkehrsplanung, Hermann Knoflacher |
Veröffentlichungsdatum: | 17.09.2018 |
EAN: | 9783950440447 |
Auflage: | 1 |
Sprache: | Deutsch |
Seitenzahl: | 80 |
Produktart: | Kartoniert / Broschiert |
Verlag: | Edition Splitter |
Untertitel: | Eine poetische Spekulation |
Altersempfehlung: | 14 - 99 |
Produktinformationen "SEKUNDENBRUCH AUF STRASSE 4"
Eigentlich hätte es Vorgaukelung sein sollen, Simulation von Zufriedenheit und Selbstzufuhr von Glücksminiatur-Einheiten, um ins Stadtbild zu passen und um nicht aus dem Rahmen zu fallen und rissig zu werden wie die Häuser, die man bewohnte. Die Rollen nun, die neuen Rollen? Eine der Liegenden erhob sich, holte tief Luft. Man sollte etwas wählen, was man am besten mimen konnte, meinte sie, etwas, das alle hier tagtäglich durchlebten, fürchteten oder unverhohlen zur Schau stellten: Etwa die Angst vor Krankheit und Tod, vor Impotenz, vor Fremdgehen des Partners, der Partnerin, vor Obdachlosigkeit, vor genetischer Disposition? Man tritt hinaus auf Straße 4 einer nicht benannten Stadt und wird Teil einer Stadtbild-Verstörung. Objekte der Umgebung weisen auf kürzestem Weg hinaus ins Nirgendwo, ins Überall, ins Immer, ins Niemals. Man verfolgt die von diesen Dingen gelegte Spur. Man ist ohne Alter und befindet sich in der allerersten Sekunde seines Lebens. Sekundenbruch, Stille, Ekstase der Stille in Straße 4. Der Wahrnehmungsraum und seine Stadtmenschen, seine Bodenmuster, seine Verkehrsschilder, seine Fassadenrisse. Man hält ein. Nichts mehr muss vervielfacht, geteilt, kommentiert, kein System muss aktualisiert, genutzt, ausgenutzt werden. Man lässt sich von niemandem und nichts vorschreiben, was man hassen und was man lieben solle in dieser Welt. Trotz aufrechter Lebensfunktionen könnte man glauben, diese Stehenden, Sitzenden, Lehnenden, Liegenden, Horchenden, Schauenden, Schmeckenden, Tastenden, Schleckenden, Riechenden, Wartenden von Straße 4 wären in einen Zustand außerhalb ihres Lebens hinüber gestiegen und würden nicht müde, es wieder und wieder zu tun. An jedem Zeitpunkt, an jedem Ort vor ihrer Geburt, nach ihrem Tod könnten sie sich wiederfinden. Es entstand unter ihnen ein völlig unaufgeregtes Gespür fürs Nichtsein. Bon voyage – und ab in die Dinge. Zugeständnisse an die Normalität? Nein. Sie waren erfüllt, sie waren fast trunken von ihrem Sekundenbruch, ihrem Innehalten, ihrer Pattstellung, ihrer Sinneserhebung, ihrem Warten Warten Warten. Was konnte sie denn aufhalten, wenn es wieder so weit wäre, wenn sie nochmals auf die Straße treten würden? Eine Sondereinheit namens Überwachung der Sinne? Ein Ausreiseverbot in die unendlichen Weiten des Mikrokosmos, weil damit die nationalen Grenzen unterschritten würden? Der Bau einer Mauer rund um alle Objekte im Wahrnehmungsbereich eines Individuums? Nachwort Hermann Knoflacher (...) Gewohntes in Sekundenbruchteilen, Ungewohntes ungleich länger. Wer die Welt, von der wir nur einen Ausschnitt erfassen können, nicht begriff und auf die damit erfasste Realität lebenserhaltend reagierte, hat früher nicht überlebt. Denn die Außenwelt ist ständig im Wandel, wie auch unsere Innenwelt. Die Abstimmung beider empfinden wir als die seltenen Augenblicke völliger Harmonie, die wir anstreben. Eine Herausforderung, die immer seltener erfüllt wird, je mehr und je schneller wir die Welt nach unseren Plänen und Vorstellungen gestalten. (...)

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