Gruselgeschichten aus dem Leseturm

Grusel, seit Wochen schon in aller Munde. Gruselgeschichten im Leseturm- oder Lesegeschichten im Gruselturm? Ist ein Gruselturm ein Turm, angefüllt mit Gegrusel, also Leuggers - diesem winzigen, spinnenbeinigen, schleimigen Leuchtfusel? Oder ein Turm, dessen Architektur so befremdlich ist, dass sich Realitäten verzerren und Dimensionen durchdringen, sodass das Innere nach außen gekehrt scheint und sich derart als Grusel in seiner reinsten Form manifestiert? Oder ist der getürmte Lesegrusel der wichtigste Teil der unverhofft aus dem Gestern im Heute erscheinenden Gruselhäuser, die exponentiell wachsend harmlose, friedliche Straßen zum Herrschaftsbereich hohläugiger, abgemagerter, spitzzahniger, schwarzumhangliebender Untoter verwandeln? Im Minutentakt der monoton tickenden Leseturmuhr tropfen blutsverwandt dem Tageslicht abtrünnig gewordene Zeitschnipsel die schmale, sich innen die Wände hinab mäandernde, hölzerne, im Laufe der Jahrhunderte brüchig gewordene Holzstiege hinab und sammeln sich im Gral der Vergangenheit. Nebel und Dämpfe entfliehen diesem stinkend und sich an sich selbst berauschend und vereinen sich im Schein des fahlen Lichtes des abnehmenden Mondes zu immer neuem Grslue-Lerugs-Sguler. Plötzlich: Sonnenaufgang! Quanten aus Licht und Srelug löschen sich gegenseitig aus! Alles ordnet sich nach uralten Plänen neu an. Für einen letzten Atemzug ist Grusel dominant, erlischt, die Finsternis der Nacht mit sich ziehend, unter dem Einfluss der Photonen im Strudel der Zeit. Gruselturm ist Leseturm. Alles wie vorher. Wobei - wie liest eigentlich ein Turm?