Corona dahoam

Zwei Jahre Pandemie im Dorf Winter 2020 – ein Virus kommt angeflogen, lässt sich unweit Münsing, dem Wohnort des Autors, nieder und verändert alles. Plötzlich weden Produkte gehamstert, von denen man sich nicht vorstellen konnte, dass sie jemals knapp werden könnten, Begriffe wie Kontakt­sperre, Quarantäne, Inzidenz oder Triage werden in die Alltagssprache übernommen, Mitmenschen, die man für vernünftig gehalten hat, verdächtigen den Staat, ihnen demokratische Errungenschaften wegnehmen und eine Diktatur errichten zu wollen, und am Himmel sind keine Kondensstreifen mehr zu sehen. Als die Kinder nicht mehr zur Schule gehen dürfen und viele Eltern im Homeoffice arbeiten, wird das Internet zum wichtigsten Kommunikationsmedium – aber nicht nur das: es verschafft dem Online-Handel märchenhafte Gewinne und dem Mann im Weißen Haus die Möglichkeit, immer neue Absurditäten und krude Theorien über das „China-Virus“ zu verbreiten. Keine Maibaum-Feier, kein Dorffest, keine Treffen im Café, kein Stammtisch, keine Kulturveranstaltungen, kein Fußball – was macht das mit einem Dorf, dessen Bewohner sich nur noch maskiert gegenübertreten dürfen?